zweikronenhaus zittau

zeitzeugen.1




Hochzeit von Werner und Gabriele Lutzmann am 11.April 1974 in Zittau



Wir sind 1974 von August-Bebel-Platz 34 in das Haus Nummer 35 gezogen. Es war eine Wohnung im 2.Stock im hinteren Teil des Hauses, zusammen mit 2 älteren Damen auf der Etage. Wir hatten 2 Zimmer , Küche und eine gemeinschaftliche Toilette, die sich auf dem Gang befand. Wir waren froh, diese Wohnung bekommen zu haben. Über uns befand sich die Näherei von Barta & Schubert, die natürlich immer zu hören war. Die Nähmaschinen ratterten den ganzen Tag bis 17.00 Uhr. Und früh um 7.00 Uhr ging es wieder los.
Im Mai 1975 kam unser Sohn auf die Welt und wir verbrachten bis 1980 unser tägliches Leben in dieser Wohnung. Es gab kein Bad oder Dusche. Unser Sohn wurde in der Küche in einer Plastikwanne gebadet. In einem kleinen Kohleofen haben wir die Küche warm gemacht und über einen Durchlauferhitzer hatten wir warmes Wasser.Auch im Wohnzimmer hatten wir einen kleinen Kohleofen. Im Schlafzimmer war es im Winter bitterkalt, da natürlich keine Isolation des Hauses war.
Unsere Kohlen bekamen wir im Laufe des Jahres und sie mußten mit Eimern und einer geborgten Schubkarre in den Schuppen im Hinterhof gebracht werden. Und dann natürlich sporadisch zum Heizen in die Wohnung geholt werden. Wir haben trotz aller Widrigkeiten eine schöne Zeit dort verbracht.
Im Laufe der Zeit hat sich bei unserem Sohn von einer Bronchitis ein Asthma entwickelt. Er war sehr viel in der Kinderklinik in Zittau. Man hat uns geraten, so schnell wie möglich aus Zittau und Umgebung wegzuziehen. Wir bekamen auch Unterstützung von der Klinikleitung. Das war auch der ausschlaggebende Grund, einen Ausreiseantrag zu stellen. Es ging um das Leben unseres Kindes !
Nach einigen privaten Vorkomnissen, haben wir 1975 einen Ausreiseantrag zu meinem Vater gestellt und nach vielen weiteren Anträgen und Arbeitsplatzwechsel bekamen wir 1980 die Genehmigung.
Man hat uns nicht viel Zeit gegeben, um unsere Angelegenheit zu regeln, aber wir haben es mit viel Unterstützung von Freunden geschafft und leben seit 1980 in BW.
Unser Sohn mußte auch nach der Übersiedlung sehr oft in die Klinik, mit lebensbedrohlichen Problemen und lebt mit seinem Asthma.
Wir habe jetzt unseren 2.Lebensabschnitt hier verbracht und haben den damaligen Schritt nicht bereut. Wir möchten allen, die sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Hauses und auch anderer Häuser in Zittau, beschäftigen und ihre Freizeit opfern, danken und alles Gute wünschen.

Familie Werner und Gabriele Lutzmann

(aufgeschrieben im September 2022 nach einem Besuch in Zittau)