zweikronenhaus zittau

Erwähnungen

in Literatur und Presse


2017


Auf Spurensuche im Zweikronenhaus


Sächsische Zeitung, Freitag, 08.09.2017

Eine Berliner Künstlerin erforscht mit Zittauer Schülern das Zweikronenhaus an der Neustadt. Erste Ergebnisse sind Sonntag am Denkmalstag zu sehen.

Von Jan Lange

An Seilen hängen dunkle Herren-Sakkos, dahinter zeigt ein riesiges Foto eine Gruppe Näherinnen. Micheline Richau und mehrere Jugendliche rücken alles an die richtige Position. Mit der Aktion wollen die Berliner Künstlerin und die Schüler an die frühere Kleiderfabrik „Barta & Schubert“ erinnern, die im sogenannten Zweikronenhaus auf der Zittauer Neustadt ihren Sitz hatte. 1972 zwangsweise verstaatlicht, wurde der Betrieb Anfang 1991 endgültig geschlossen.

Seit damals steht das Gebäude leer. Benjamin Pfefferkorn, dem das Zweikronenhaus gehört, öffnet am Sonntag anlässlich des Denkmaltages erneut die Tür zu dem Haus, in dem früher auch Christian Weise lebte. Die Besucher können nicht nur einen Blick in die ehemaligen Arbeits- und Wohnräume werfen, sondern auch mehr über „Barta & Schubert“ erfahren. Bereits im Vorjahr setzten sich Micheline Richau und Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums mit der Chronik des Hauses auseinander. Die Geschichte wurde von den Schülern bei einem Radioworkshop vertont. Die Jugendlichen bekamen dadurch so viel Lust, dass das Projekt als außerschulische Arbeitsgruppe fortgesetzt wurde. Die Sächsische Jugendstiftung fördert das Projekt mit 1 200 Euro . In der Folge wurden Zeitzeuginnen ausfindig gemacht und interviewt. „In den individuellen Erzählungen wird das Verhältnis vom damaligen Alltagsleben in der DDR in Bezug zum heutigen gesetzt“, erklärt Frau Richau, die sonst als Dozentin an der Fachschule für Sozialpädagogik in Berlin lehrt.

Auch über den ehemaligen Chef Klaus Barta sind Informationen zusammengetragen worden. So stellte ein Freund ein Video zur Verfügung, das Barta beim Tauchurlaub zeigt. Darin ist viel über seine Person zu erfahren. „Er muss ein strenger Chef gewesen sein“, weiß Frau Richau. Von Barta gibt es zum Beispiel den überlieferten Satz „Was ich kann, müssen die anderen auch können.“ Das Video wird am Sonntag gezeigt – ebenso wie Interview-Einspielungen mit den früheren Näherinnen. Darüber hinaus ist eine Toncollage von Näh- und Schneidergeräuschen zu hören. Außerdem plant das Projektteam eine besondere Aktion mit Stofffetzen, bei der auch das gegenüberliegende Eckhaus einbezogen werden soll. Geöffnet ist das Zweikronenhaus am Tag des offenen Denkmals von 10 bis 17 Uhr. Die am Projekt beteiligten Schüler sind an diesem Tag ebenfalls vor Ort und können Fragen der Besucher beantworten oder von ihren Recherchen berichten. Auch bei den Jugendgeschichtstagen im November im Sächsischen Landtag werden die Schüler ihr Projekt vorstellen.

Besichtigt werden kann am Sonntag die erste und ein Teil der zweiten Etage. Die Nähwerkstatt in der obersten Etage ist aus baulichen Gründen nicht zugänglich.

Noch ist das Projekt nicht abgeschlossen. „Wir suchen noch weitere Zeitzeugen“, erklärt Micheline Richau. Auch über weitere Fotos würde sich das Projektteam freuen. Besonders interessant seien die Aufbaujahre – „Barta & Schubert“ ist 1934 gegründet worden –, wie auch die Zeit nach der Enteignung. Vielleicht, so hofft Frau Richau, kommt dabei auch noch ein originales Sakko von „Barta & Schubert“ zutage. Die am Sonntag präsentierten stammen aus dem eigenen Bestand.

Wer noch Zeitdokumente besitzt oder selbst in der Kleiderfabrik gearbeitet hat, kann sich bei Benjamin Pfefferkorn melden:  0151 17871959 oder projekt@zweikronenhaus.de


2014


Prinzenherberge auf der Neustadt gerettet


Sächsische Zeitung, 06.10.2014

Ein Berliner Architekt hat die Neustadt 35 gekauft. Zunächst sichert er das Gebäude. Wann das Haus saniert werden kann, ist noch unklar.

Von Mario Heinke

Benjamin Pfefferkorn steht im Bauschutt unter der eingestürzten Decke im ersten Obergeschoss und betrachtet stirnrunzelnd sein Haus. Es ist nicht irgendein marodes Gebäude, sondern die Neustadt 35 gegenüber dem Schwanenbrunnen. „Wenn ich es jetzt nicht gekauft hätte, wäre es früher oder später eingestürzt“, begründet der Berliner den Kauf. Als Architekt sei er sprichwörtlich in die Rolle des „Hausarztes“ geschlüpft, um den geschichtsträchtigen Bau zu retten, um den sich viele Geschichten ranken.

In der Neustadt 35 und 37 soll nach einem Bericht Johanns von Guben der früh verwaiste Sohn König Ottokars II., Prinz Wenzel drei Jahre seiner Kindheit verbracht haben, bevor er als Zwölfjähriger 1283 den böhmischen Thron bestieg. Christian Adolph Pescheck soll das bestätigt haben. Der Historiker Cornelius Gurlitt bezeichnete das Gebäude später als „die goldene Krone“. Die zwei Kronen im Torbogen könnten ein Indiz dafür sein, dass an der Geschichte etwas dran ist. Was davon stimmt oder nicht, hat Pfefferkorn noch nicht nachprüfen können. Über ein halbes Jahr zogen sich die Verhandlungen mit dem Vorbesitzer in Wien hin, bis es zum Kaufabschluss kam.

Im Erdgeschoss sind Stimmen zu hören. „Hallo, hallo ist da jemand“, ruft eine ältere Dame in den Hausflur. Pfefferkorn geht vorsichtig die Treppe hinab und begrüßt die Frau, die von ihrer Enkelin am Arm geführt wird. „Ich habe hier im Haus gearbeitet“, erzählt Elfriede Neumann. Weil die wuchtige Tür offen stand, sei die Oma neugierig geworden, entschuldigt sich die Enkelin Inka Neumann. „Kommen Sie ruhig rein“, lädt Pfefferkorn die beiden ein und führt sie durch die kaputten Räume im Obergeschoss. Frau Neumann schaut sich um und erzählt, dass sie in den 1970er und 80er Jahren in der privaten Näherei Barta & Schubert Herrensakkos genäht habe. An mehrere Nähsäle und den Zuschnittraum kann sich die 77-Jährige noch gut erinnern. Die Herrensakkos seien in Bandarbeit gefertigt worden, rund 100 Mitarbeiter sollen hier gearbeitet haben. Im Hausflur entdeckt die Rentnerin das alte Firmenlogo „B&S“, das über einem Türbogen prangt. Ein Haus voller Geschichte und Geschichten. Als der Architekt erzählt, dass er das Haus gekauft habe, ruft Frau Neumann: „Ach du lieber Gott, haben sie im Lotto gewonnen?“ Pfefferkorn lächelt: Da ist sie wieder. Die ausgeprägte Skepsis der Oberlausitzer, die ihm hier immer wieder begegne. Seine Lebensgefährtin sei von hier, erzählt der ehemalige Westberliner.

Vor zwei Jahren sei er mit ihr durch Zittau gelaufen und habe die Innere Weberstraße 36 entdeckt, die damals zum Verkauf stand. Zufällig gehörte das Objekt früher der Familie seiner Partnerin. Bäckermeister Hermann Döring, der Urgroßvater seiner Partnerin hatte das Haus 1927 erworben. Das Gebäude will der Architekt nun schrittweise sanieren, alte Materialien aufarbeiten und alte Türen restaurieren lassen. Mieter, die den morbiden Charme alter Gebäude bevorzugen, gibt es auch in Zittau, da ist sich der Architekt sicher.

In den nächsten Wochen will der Berliner seinen Neuerwerb – die Neustadt 35 – erst einmal sichern und winterfest machen. Damit die enormen Schäden im Innern nicht noch größer werden, legt der Baufachmann in den nächsten Wochen selbst Hand an. Seit über 15 Jahren laufe das Wasser ungehindert durch das kaputte Dach, deshalb sei schnelles Handeln gefragt. Gefreut habe er sich darüber, dass einige Zittauer ihm in den letzten Tagen spontan dabei geholfen haben, den Müll und Schutt aus dem Innenhof zu entfernen. Irgendwann sollen im Haus schöne Wohnungen entstehen. Wann das so weit sein wird, weiß der Berliner noch nicht, das hänge von vielen Faktoren und einer Finanzierung ab. Jetzt ist erst einmal der weitere Verfall gestoppt, so Pfefferkorn.


1995


Die Kronen blieben über all die Jahrhunderte erhalten


Sächsische Zeitung, 30.3.1995

Aus der Historie des Zweikronenhauses, Neustadt 35 in Zittau, das derzeit saniert wird

Von Gottfried Metzger

der Text ist im Moment nur als Scan ( klick auf Bild ) vorhanden